"Zwei Kräfte stehen bei uns im Vordergrund: 1. der geistig schöpferische Mensch, und 2. der manuell Tätige, der die geistige Arbeit zur Wirklichkeit formt." Aus der Rede von Christian Fey anläßlich der Feierstunde zum 50jährigen Bestehen der Firma Ludwig Fey im Jahre 1952.

Am 15. Juni 1902 gründete Ludwig Fey in der Mainzer Lessingstraße in einer kleinen Hinterhofwerkstatt einen Schlossereibetrieb. Bald darauf erwarb er das Grundstück Kaiser-Wilhelm-Ring 76 mit einer größeren Werkstätte und einem Wohnhaus. 1907 Erwerb eines weiteren Grundstücks, des Doppelhauses Kaiser-Wilhelm-Ring 59 / Pankratiusstraße 18, einhergehend mit einer abermaligen Erweiterung des Betriebs.

In den zwanziger Jahren Durchbruch zum Stahlbau: Preßluft löste das Nieten von Hand ab. Ludwig Fey war sofort dabei: Mit dem ersten preßluftbetriebenen Niethammer weit und breit. Große Stahlkonstruktionen wurden erstellt: Hallenbauten z.B. für Fabrikanlagen, Schlacht- und Viehhöfe und später die ersten Autobahngeländer.

Dann kam der erste Weltkrieg, die schwere Nachkriegszeit und dem allenthalben wirtschaftlichen Niedergang. In dieser Krisenzeit, 1932, stirbt der Gründer Ludwig Fey.

Sein Sohn Christian, erst 21jährig, übernimmt den Betrieb. Zu dieser Zeit hatte das Schweißen das Nieten abgelöst. Erste Schweißerei am Platz: Firma Ludwig Fey.

Christian Fey stellte, dem Markt gehorchend, das Unternehmen um auf Stahlblechverarbeitung. Gepreßte Profile aus Stahlblech für den Fahrzeug- und Schiffsbau, Profile für Türen, Garagen und Haustore. Die Herstellung von Toren, Türen und Zargen aus Stahlblech, darauf konzentrierte und spezialisierte sich das Unternehmen.

1934 geht es wieder aufwärts, doch den Aufschwung unterbrachen die Bomben des 2. Weltkrieges. Ende 1944 wird der Betrieb kriegsbedingt nach Kelkheim im Taunus ausgelagert. Der Restbetrieb in Mainz wird bei dem großen Bombenangriff am 27. Februar 1945 auf Mainz restlos zerstört. Neben der Kelkheimer Werkstatt wird ein Notbetrieb in den Trümmern des Mainzer Hauses Kaiser-Wilhelm-Ring 59 aufrechterhalten. Heinrich Fey, der Bruder von Christian Fey, leitet den Kelkheimer Betrieb, Meister Fritz Scheidt den Mainzer Notbetrieb.

Aber schon im Mai 1945 faßt Christian Fey den Entschluß, den Betrieb wieder aufzubauen. Zur selben Zeit trat Karlheinz Fey als Lehrling in das väterliche Unternehmen ein. 1946 reift der Plan heran, in Mainz-Kastel die beiden Betriebe wieder zusammenzuführen. 1949 wird das Grundstück 'Petersweg 13-17' in Mainz-Kastel erworben und in 1951 ist Baubeginn.

Zunächst jedoch wird nach dem Kriege das für die Bevölkerung Notwendigste produziert: Sparherde, Stahlöfen, später Ärztemöbel, Schränke, Liegen und Stahlschränke.

In 1952 wird in den neuen Räumen der Firma Ludwig Fey KG das 50-jährige Firmenjubiläum gefeiert. Die Gebäude wurden innerhalb eines knappen Jahres errichtet. Es sind dort vorbildliche Arbeitsstätten entstanden, die nach neuesten arbeitstechnischen Erkenntnissen eingerichtet wurden.

Stahltore werden hergestellt in Größen, die man bisher kaum kannte, z. B. für Lokomotivhallen der Bundesbahn, für den Flughafen Frankfurt am Main, für Straßenbahndepots. Hinzu kommen Schaufenster, Ladentüren, Glaswände in Stahl, Leichtmetall, Edelstahl und Aluminium.

'Ludwig Fey' ist der erste Hersteller von genormten Feuerschutztüren. Das Unternehmen ist immer dabei wo es um Sicherheit geht: Brandschutz in Flughäfen, Theatern, Industriebetrieben, öffentlichen Gebäuden. Meist Sonderanfertigungen. Türen und Tore mit automatischem Antrieb.

Die Feuerschutztüren von 'Ludwig Fey' werden Legende. Manch einer erinnert sich an die große Brandkatastrophe bei der Firma Linde Haushaltsmöbel AG in Mainz-Kostheim, bei dem das Werk 1971 bis auf die Grundmauern zerstört wurde. In den Trümmern standen die Brandschutztüren der Firma Ludwig Fey. Aufrecht, dem Feuer trotzend, und vor allem - geschlossen!

1957 wird Karlheinz Fey, der zwischenzeitlich ein Maschinenbau-Ingenieurstudium abschloß, Teilhaber an der Firma.

Die Ludwig Fey-Spezialität wird ausgebaut: Die Spezialanfertigungen für Bauten mit eigenem Charakter. Individuelle Anfertigung. Das verlangt einen modernen Maschinenpark, z. B. Scheren und Abkantpressen bis zu 6 Meter Arbeitslänge, vor allem aber hochqualifizierte Fachleute. Die Firma investiert viel Zeit und Geld in die Ausbildung ihrer Mitarbeiter, die eine abwechslungsreiche Tätigkeit haben, da jedes Stück anders ist.

1964 errichtet das Unternehmen einen neuen 600 m² großen Seitentrakt. Dort wird im Obergeschoß eine Werkswohnung errichtet um die ersten griechischen Gastarbeiter aufzunehmen.

1970 erleidet Christian Fey einen Schlaganfall der kurze Zeit später zu einer Querschnittslähmung führt. Karlheinz Fey übernimmt die Geschäftsleitung und erweitert das Produktangebot auf schuß-, wasser- und luftdichte Türen.

In 1977 wird das 75-jährige Firmenjubiläum begangen.

Karlheinz Fey führt das Unternehmen erfolgreich und stabil bis zu seinem frühen Tod am 16. Januar 1982.

Danach begannen die dunklen Jahre, die damit endeten, daß unter der Leitung des alleinvertretungsberechtigten Geschäftsführers Hans Ulrich Häfner, am 27. Oktober 1994 das Konkursverfahren beantragt wird.

Überall im Rhein-Main-Gebiet findet man bis heute die Spuren dieses Mainzer Unternehmens: Stahl-, Feuerschutztüren und Zargen im Mainzer Rathaus, im ZDF, im Flughafen Frankfurt, in Theatern, Verwaltungsgebäuden, Industriebetrieben, Universitäten, Krankenhäusern, Wohnungs- und Forschungsbauten oder Tiefgaragen. Aber auch in Versuchsgebäuden der pharmazeutischen Industrie, die präzise Isolation vor Bakterien und Keimen erfordert.